Auf den Spuren des legendären chinesischen Großmeisters Ip Man
Mein Name ist Mario De Luca, ich bin leidenschaftlicher Kampfkunst-Lehrer der in Düren eine Kampfkunst-Akademie leitet. Schon in der Kindheit mit 14 Jahren war es ein Traum von mir, dorthin zu reisen, wo bereits der berühmte Bruce Lee vom legendären Kung-Fu Meister Ip Man gelernt hat.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese besondere Kampfkunst insbesondere Kindern und Jugendlichen zu vermitteln um diese zu stärken.
Ende März diesen Jahres war es dann für mich soweit, dass dieser Traum in Erfüllung ging. Mit meinem langjährigen Schüler Sifu Michael – der mittlerweile mit seiner chinesischen Frau Wei in China lebt – hatte ich zwei Profis an meiner Seite, die mir durch ihr Insiderwissen viele Türen öffneten.
Ich trat meine Reise nach China auf den Spuren der chinesischen Kampfkünste an, nicht zuletzt weil die Techniken faszinierend sind, sondern auch um mehr von den Traditionen und den Werten der Künste zu erfahren.
Nachdem ich im Jahr 2019 das Grab meines Idols Bruce Lee besucht hatte, folgte nun meine Reise dahin, wo unser Großmeister Ip Man lebte. Großmeister Ip Man war in seiner Zeit so angesehen, dass selbst Hollywood mittlerweile auf ihn aufmerksam geworden ist und verfilmt sein Leben mit dem berühmten chinesischen Schauspieler Donny Yen in der Hauptrolle.
Vom Frankfurter Flughafen aus ging dann mein Flug über 13 Stunden nach Hongkong. Dort angekommen empfing mich schon mein dort lebender Schüler mit seiner Frau.
Gleich am nächsten Tag stand für uns u.a. auf der To-Do-Liste das Grab des verstorbenen Großmeisters Ip Man zu besuchen, der Großmeister aller Wing Tsun Stile. Dies war ein besonderes Erlebnis für mich.
Da ich bereits auch schon in Deutschland und in den USA von dem bekannten Großmeister aus Hongkong, Leung Ting, Seminare besuchte, nahm ich mir vor, diesen auf meiner Reise zu kontaktieren. Das Glück stand auf meiner Seite. Ohne zu wissen, ob ich ihn am besagten Unterrichtstag antreffe, fuhr ich mit einem Taxi dort hin und tatsächlich traf ich Großmeister Leung Ting an. Da ich ihn im Jahr 2000 in Los Angeles traf war ich vorbereitet und habe ihm Fotos von der damaligen Zeit gezeigt. Darüber war er sehr erfreut und ich bekam die besondere Gelegenheit, in seiner Mutterschule von ihm Privatunterricht zu bekommen.
Danach ging es weiter auf das chinesische Festland um hier wichtige Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Darunter das Bruce Lee Museum, in dem man sehr schöne Ausstellungsstücke zu Gesicht bekam, die ich zuvor nicht gesehen habe. Nach dem Bruce Lee Museum ging unsere Reise weiter. Durch intensive Nachforschung fanden wir raus wo das damalige Elternhaus von Bruce Lee stand.
Natürlich reiste ich auch in die bekannte Stadt Foshan, welche besonders berühmt ist für das Aufstreben der Kampfkünste. Dort besuchte ich das bekannte Ip Man Museum. Von den Besonderheiten, die ich zu Gesicht bekam war ich so fasziniert, dass ich meinen Fotoapparat nicht mehr aus den Händen lassen konnte.
Nach einigen Recherchen fanden wir dann heraus, wo die damalige berühmte Kräuterarztapotheke von Dr. Leung Jan stand. Dr. Leung Jan war kein geringerer als der Lehrer von Chan Wah-Shun, welcher wiederum der Lehrer von Großmeister Ip Man war. Man nannte ihn den König des Wing Tsuns, weil sein Wing Tsun höchst präzise und perfekt war.
Doch es sollte noch spannender werden. Die Frau meines Schülers Sifu Michael stellte mir ihre Cousine vor. Diese wirkte bei den Dreharbeiten der Filme von Ip Man mit. Durch sie bekamen wir die Gelegenheit einen besonderen Mann zu treffen. Es war Großmeister Duncan Leung, der mit zu den erfolgreichsten Schülern von Ip Man gehörte. Großmeister Duncan Leung hat in seiner Blütezeit sogar in Amerika die Polizei sowie Navy Seals ausgebildet. Er hat in China immer noch eine große Kung Fu Akademie, in der ich eingeladen wurde ihn kennenzulernen.
Ich habe einen sehr offenen und gastfreundlichen Großmeister angetroffen der mir die Gelegenheit gab, viele Fragen zu stellen. Wir haben uns so gut verstanden, dass wir bis in den Abend zusammen saßen und über die Techniken, Werte und Philosophien der Kampfkunst Wing Tsun sprachen. Ich nutzte die Gelegenheit ihn zu fragen, ob er sich meine Bewegungen aus der Holzpuppe anschaut. Nach kurzem zögern stimmte er zu und ich durfte meine Holzpuppenform vorführen. Bei der Holzpuppe handelt es sich im Wing Tsun um eine Form, die an einem traditionellen Trainingsgerät ausgeführt wird. Sie zählt zu der letzten waffenlosen Form im Wing Tsun System.
Die Stunden vergingen wie im Flug, so dass der Großmeister uns zum Abendessen einlud. Es war ein sehr schöner Tag mit vielen Erkenntnissen. Bevor ich mich dann verabschiedete und für alles bedankte sagte der Großmeister ich solle mich morgen noch mal bei ihm melden und ich sollte ihm meinen Vor- und Nachnamen aufschreiben. Ich war sehr verwundert, doch ahnte ich nicht worum es gehen sollte. Als ich am nächsten Tag wieder die Akademie vom Großmeister besuchte, saß er bereits in seinem Sessel und beobachtete die anwesenden Schüler – wie man dieses aus Kung Fu-Filmen kennt – sehr genau bei der Ausführung ihrer Kung Fu-Techniken.
Mit Stolz bekam ich ein Geschenk überreicht. Es handelte sich um eine Statue, die Großmeister Ip Man darstellt. Voller Freude nahm ich das Geschenk entgegen.
Es war für mich eine besondere Ehre; nicht nur dass ich die Statue bekommen habe. Jetzt verstand ich auch, warum ich meinen Namen noch mal aufschreiben sollte. Großmeister gravierte auf dem Sockel der Statue seinen Namen und meinen Namen. An dem Tag hatte ich gefühlt 24 Stunden ein Lächeln im Gesicht und war voller Stolz.
Nachdem wir einige Fotos machten, verabschiedete uns der Großmeister mit den Worten, dass wir immer herzlich willkommen sind ihn zu besuchen.
Meine Reise näherte sich dem Ende. Mein Kung Fu Schüler Micha Henke und seine Frau Wei führten mich in ein Dorf, welches mit zu den Highlights zählte. Es war Dr. Leung Jans Wohnort, in dem er die letzten drei/vier Jahre seines Lebens verbrachte. Dort hatte er noch einige wenige Schüler, u.a. eine sehr wohlhabende Familie, die heute noch seine Tradition fortführt. Das Besondere in diesem Dorf war, dass hier auf einem Grundstück das Leben von Dr. Leung Jan dargestellt wurde. Man hatte die Gelegenheit, die Wohnräumlichkeiten sowie die damalige Apotheke – in der Dr. Leung Jan Patienten behandelte und Medizin verabreichte – zu besichtigen.
Auf dem ganzen Areal waren Wing Tsun Holzpuppen zu sehen, an denen man auch Techniken ausüben durfte. Besonders war es auch, dass Statuen von Dr. Leung Jan, Meister Chan Wah-Shun, Ip Man und Bruce Lee sowie der bekannten Familie Chen zu bestaunen waren.
Bevor ich die Heimreise antrat hatte ich die Möglichkeit, noch weitere schöne und spektakuläre Dinge zu sehen, die meine Reise abrundeten.
In Deutschland angekommen zehre ich noch immer von diesem besonderen Erlebnis.
Ich bedanke mich bei meinem langjährigen Kung Fu-Schüler Sifu Michael sowie bei seiner Frau Wei für die unvergessliche Zeit.
Sifu Mario De Luca